Von der Unterkunft ins eigene Heim – wie Gemeinschaft Türen öffnet
Es ist ein sonniger Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr. In der evangelischen Pauluskirche Kaufering füllen sich langsam die Bänke. Unter den Besuchern eine Frau, deren Gesicht vor Freude strahlt: Hala ist gekommen, um mitzufeiern – und um Danke zu sagen. Danke dafür, dass sie durch das Netzwerk der Kirchengemeinde endlich ein eigenes kleines Zuhause gefunden hat.
Ein langer Weg voller Hoffnung
Hala ist 52 Jahre alt und kam vor zwei Jahren allein aus Syrien nach Deutschland. Was folgte, war eine Zeit des Wartens und der Ungewissheit. Doch Hala nutzte diese Zeit: Sie besuchte den A2-Deutschkurs und nahm an einem Empowerment-Programm teil, das Frauen mit Migrationshintergrund in ihrer beruflichen Qualifikation stärkt. Dort hörte sie zum ersten Mal vom WoFA-Projekt Kaufering – ein erster, wichtiger Kontakt.
Nach ihrer Anerkennung suchte Hala die Beratung bei WoFA auf. Sie absolvierte verschiedene Praktika, engagierte sich ehrenamtlich im Second-Hand-Laden – eine aufgeschlossene, gebildete Frau voller Tatendrang. Doch die Wohnungssuche erwies sich als nahezu aussichtslos.
Zwischen Verzweiflung und Hoffnung
In der großen Flüchtlingsunterkunft des Landkreises Landsberg teilte sich Hala mit mehreren Mitbewohnerinnen ein einziges Zimmer. Die beengte Wohnsituation ließ sie manchmal verzweifeln. Sie sehnte sich so sehr nach Ruhe, nach Ordnung, nach einem achtsamen Miteinander – nach einem Ort, den sie ihr Zuhause nennen könnte.
Café Paula: Wo Begegnung möglich wird
Auf der Suche nach Gemeinschaft entdeckte Hala das Café Paula – ein offenes Angebot in der Pauluskirche Kaufering, bei dem sich Menschen aller Kulturen und Religionen bei Kaffee, Tee und Gebäck begegnen können. Hier, mitten im Ort, fand Hala genau das, wonach sie sich gesehnt hatte: echte Begegnung, herzliche Gespräche, erste Kontakte in die Kirchengemeinde hinein. Menschen schlossen sich zusammen, um ihr Gottesdienstbesuche zu ermöglichen: Hala wurde aus der Unterkunft nach Kaufering abgeholt und nach dem Gottesdienst wieder zurückgefahren.
Wenn aus Hilfe Freundschaft wird
Bei WoFA erfuhren wir zudem eines Tages voller Freude: In der Kirche hatte sich ebenso ein Netzwerk von Menschen zusammengefunden, die Hala bei der Wohnungssuche helfen wollten. Und dann fügte sich Schritt für Schritt, was vorher unmöglich schien: Durch persönliche Kontakte erhielt Hala in diesem Sommer ein Wohnungsangebot.
Mit Unterstützung von WoFA, der Behörde und engagierten Ehrenamtlichen gelang ihr der ersehnte Umzug – hinaus aus der Unterkunft, hinein in ein eigenes, kleines, privates Zuhause.
Ein neues Kapitel beginnt
Und heute, an diesem Sonntagmorgen in der Pauluskirche, wird deutlich: Der Kontakt ist geblieben. Hala besucht weiterhin regelmäßig das Café Paula und die Gottesdienste. Denn aus den ersten Hilfsangeboten sind herzliche Beziehungen gewachsen – Beziehungen, die tragen und die bleiben.
Halas Geschichte zeigt: Wenn Menschen einander mit Offenheit begegnen, wenn Netzwerke Hand in Hand arbeiten und wenn aus Hilfe echte Gemeinschaft wird, dann werden Türen geöffnet. Nicht nur zu einer Wohnung – sondern zu einem neuen Leben in Würde und Geborgenheit.
Diese Geschichte verdeutlicht eindrucksvoll, wie das Zusammenspiel von professioneller Beratung (WoFA), ehrenamtlichem Engagement und kirchlicher Gemeinschaft konkrete Veränderung bewirken kann.
Autorin: Sabine Guddat