Integration im Spannungsfeld von Wohnen und Arbeit
Am 21. Mai 2025 war der Panorama-Saal des Landratsamts Günzburg Treffpunkt für Engagierte, Fachleute und Netzwerkpartner*innen rund um die Themen Migration, Integration, Wohnen und Arbeit. Der WoFA-Fachtag stand unter dem Motto:
„Ein Zuhause für Chancen“ – und machte deutlich, wie eng Wohnen und Arbeit mit dem Ankommen in unserer Gesellschaft verknüpft sind.
Impulse mit Wirkung
Nach der Begrüßung durch Sabine Claaßen (WoFA) und einer kurzen Einführung in den Tag startete Frau Dr. Jung, Ministerialdirigentin im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, mit einem klaren Statement:
„Wohnen bedeutet mehr als ein Dach über dem Kopf – es bedeutet bleiben, verweilen, sich aufhalten, zufrieden sein.“
Sie lobte das Engagement der Projektträgerin und hob hervor, dass Arbeit ein identitätsstiftender Bereich sei – gerade für Menschen mit Fluchterfahrung oder Migrationsgeschichte. Zahlen wie über 4.700 erfolgreich vermittelte Menschen in Wohnraum machten deutlich, wie wirkungsvoll das Projekt WoFA arbeitet.
Filmpremiere von WoFA
Der 2024 gedrehte Imagefilm von WoFA, welcher auch auf unserem YouTube Kanal zu sehen ist, feierte vor dem Publikum von 78 Personen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Ehrenamt seine Premiere. Er zeigt die Arbeit von WoFA, das inzwischen an 13 Standorten etabliert ist, beispielhaft an bewegenden Erlebnissen aus der Praxis.
Brücken bauen – Stimmen aus der Praxis
Beim anschließenden Podiumsgespräch trafen Perspektiven aus Kirche, Wirtschaft, Rechtsberatung und zivilgesellschaftlicher Praxis aufeinander. Alle Beteiligten betonten: Integration gelingt nicht zufällig – sie braucht Struktur, Haltung und Zusammenarbeit.
- Margit Werdich-Munk (Munk GmbH) berichtete von interkulturellen Führungskräftetrainings und persönlicher Begleitung von Mitarbeitenden und deren Familien, zum Beispiel in von der Munk GmbH bezahlten Sprachkursen für die gesamte Familie.
- David Offenwanger (Arrival Aid) der mit seinem Unternehmen Geflüchtete u.a. bei der Arbeitssuche unterstützt, erlebt es oft: Das passende Unternehmen ist gefunden, der Arbeitsvertrag liegt unterschrieben vor. Aber die Arbeitsaufnahme scheitert, weil des in der Verwaltung „klemmt“. Oft würde es helfen, wenn die Gesetze, die es schon gibt, einfach angewendet würden.
- Martin Riß (Dominikus-Ringeisen-Werk) gab einen bewegenden Einblick in die 2022 erfolgte Aufnahme 82 schwerbehinderter ukrainischer Kinder. Er fragte nach: „Wo würden wir selbst denn mit unseren hilfsbedürftigen Menschen hingehen, wenn wir angegriffen werden würden?“
- Anna Frölich (Rechtsanwältin) formulierte einen Wunsch, der vielen aus dem Herzen sprach: „Die Ausländerbehörde sollte eine Willkommensbehörde werden.“
Praxis trifft Perspektive: Das World-Café
Am Nachmittag wurde es praktisch. In einem World-Café diskutierten Teilnehmende an verschiedenen Thementischen – mit Fachleuten aus Wissenschaft, Sozialarbeit, Rechtsberatung und Integrationspraxis. Jede Station bot einen Impuls, anschließend wurde diskutiert, gefragt, ergänzt.
Themen waren u. a.:
- Wie können Migrant*innen ins Ehrenamt eingebunden werden?
- Welche Förderinstrumente sind Arbeitgebern oft gar nicht bekannt?
- Wie gelingt die Nachbetreuung nach der Wohnungsvermittlung?
- Welche Chancen bietet die duale Ausbildung – auch für ältere Menschen?
- Wie kann man Behördenprozesse niedrigschwelliger und unterstützend gestalten?
Der Austausch war lebendig – und oft überraschend. Viele Teilnehmende zeigten sich erstaunt über die Vielfalt bestehender Angebote, gleichzeitig wurde klar:
Es braucht bessere Kommunikation, mehr Vernetzung – und noch mehr mutige Pilotprojekte.
Arbeitsgruppen: Aus dem Gespräch in die Handlung
In der anschließenden Arbeitsgruppenphase wurden die Themen vertieft. Hier ging es konkret darum, wie gute Praxis verstetigt, verbreitet und verbessert werden kann. Die wichtigsten Punkte:
- Informationslücken schließen – besonders im ländlichen Raum.
- Sprachkurse, Mietführerscheine und Jobcenter-Sprechstunden niedrigschwellig anbieten.
- Ehrenamtliche Brückenbauer*innen stärken und vernetzen.
- Mehrsprachige Tools und Online-Angebote für Geflüchtete bereitstellen.
- Und ganz grundsätzlich: Wertschätzung zeigen – in jeder Begegnung.
Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt:
„Ich wusste nicht, wie viel es schon gibt – und wie viel noch möglich ist.“
Fazit: Gemeinsam stark
Der WoFA-Fachtag 2025 hat gezeigt: Integration gelingt dort, wo viele mitdenken, mitfühlen und mitgestalten. Es war ein Tag voller Perspektiven, Erkenntnisse und neuer Kontakte. Und ein starkes Zeichen dafür, dass Wohnen und Arbeit keine getrennten Welten sind – sondern die Grundpfeiler eines echten Zuhauses.