Begegnung in der Flüchtlingsunterkunft

Ein neuer Mietkurs steht an und wir vom WoFA-Team Neu-Ulm möchten möglichst viele Menschen mit diesem großartigen Angebot erreichen. Einige Anmeldungen gibt es bereits, aber wir hätten gerne mehr. Darum machen wir uns eine Woche vor dem Kursbeginn zu zweit auf den Weg in eine Geflüchtetenunterkunft der Regierung Schwaben in Neu-Ulm.

Für mich ist es das erste Mal, dass ich Geflüchteten in dieser Situation begegne. Etwas angespannt öffnen wir die Tür. Sie ist offen und ich merke, dass es mich befremdet, dass wir so einfach in eine Unterkunft eintreten können.

Auf mehreren Stockwerken wohnen immer mehrere Familien. Sie teilen sich jeweils die Küche und das Bad. In jedem Stockwerk riecht es nach Essen.

Im Erdgeschoss begegnen wir einer Frau aus Afghanistan. Sie spricht so gut wie kein Deutsch. Ihre etwa zehnjährige Tochter übersetzt unser Gespräch. Es ist sofort klar, dass die Frau nicht zum Mietkurs kommen kann, ihre Deutschkenntnisse sind zu gering. Sie freut sich trotzdem über den unverhofften Besuch und lädt uns zum Tee ein. Wir lehnen dankend ab, wir wollen noch andere Geflüchtete treffen.

Ein Stockwerk weiter oben treffen wir auf eine Frau aus Burundi und eine Familie aus dem Kongo. Kinder verstecken sich hinter ihren Müttern. Zum Teil kennen sie die Angebote von Lebenswert e.V. schon. Teilweise übersetzen die Kinder unser Gespräch. Die Sprachbarriere ist immer da und macht die Einladung, auch zu anderen Angeboten, schwierig. Immer wieder werden wir eingeladen, doch eine Tasse Tee zu trinken. Die Begegnung tut den Menschen gut. Sobald die ersten Vorbehalte abgebaut sind, freuen sich die Bewohner über die Gespräche.

Bei mehreren Personen können wir eine Einladung zum Mietkurs aussprechen. Einige müssen sprachlich noch dazulernen, um den Kurs gewinnbringend absolvieren zu können.

Eine Frau aus Usbekistan und ein Mann aus dem Sudan sind sehr interessiert. Man merkt, dass sie Schritte machen wollen, um in Deutschland anzukommen. Und ich freue mich, dass sie uns nach der kurzen Begegnung ihr Vertrauen entgegenbringen.

Ich bin irritiert, als wir auf eine Russlanddeutsche treffen, die schon zwei Jahre in der Unterkunft ist. Ihr fällt das Erlernen der deutschen Sprache sehr schwer. Ich überlege, wie sie mehr mit Einheimischen in Kontakt kommen könnte.

Nach knappen zwei Stunden haben wir mit Menschen aus sieben Nationen gesprochen und ich habe einen kleinen Einblick erhalten, wie der Alltag in einer solchen Unterkunft ist. Es wird viel Engagement brauchen, um den Menschen die Integration in Deutschland zu ermöglichen.

Wir sind sehr gespannt darauf, wer in die Mietkurse des Jahres 2025 kommen wird. Für unsere Arbeit ist es eine große Motivation, die engen und schwierigen Wohnverhältnisse zu sehen, in denen unsere Klienten von WoFA leben. Einmal mehr verstehe ich, dass Integration ein Zuhause braucht.